Der Prinz auf der Erbse und andere umgekrempelte Märchen von Karrie Fransman und Jonathan Plackett aus dem Verlag Kein und Aber

Es war einmal eine Edelfrau, die heiratete in zweiter Ehe einen Mann, der war stolz und hochmütig, wie es keinen Zweiten gab. Der Mann hatte von seiner ersten Frau zwei Söhne vom gleichen Schlage. Auch die Edelfrau hatte einen jungen Sohn, der aber war von beispielloser Sanftmut und Güte und kam nach seinem Vater, der der beste Mensch auf der Welt gewesen war. 
Kaum war die Hochzeit vorüber, da ließ der Stiefvater seiner Bosheit freien Lauf. Er übertrug dem Jungen die schmutzigsten Arbeiten im Haus. Er musste die Töpfe und die Treppen scheuern und die Zimmer des Herrn und seiner Söhne ausfegen.

Schneewittich und Herr Rapunzel, Aschenpeterl und die gestiefelte Katze , hört sich merkwürdig fremd an. Liest sich aber wunderbar. In diesem wunderschönen Buch sind unsere Märchen einfach mal umgedreht. Da sind die Männer die Schönen und die Frauen die Tapferen, die Macherinnen. Ohne dass bestritten wird, dass es nun mal mindestens zwei Geschlechter gibt. Und ich finde, es liest sich klasse, spätestens im zweiten Märchen kam mir das alles völlig normal vor. Warum sollten nicht auch kleine Mädchen stark sein und kleine Jungs nicht zornig, sondern freundlich und sensibel sein dürfen. Märchen sind das erste, was wir als Kinder hören und sie prägen uns. Sie schubsen uns in die eine oder andre Richtung. Zeit, sich mal hinzusetzen und sich zu erlauben, fantasievoll zu sein und Stereotypen zu enttarnen. Und das ganz ohne Zeigefinger, nichts muss, aber alles kann, wenn wir es nur zulassen. Geschrieben hat dieses Buch ein Ehepaar, das seiner kleinen Tochter einfach eine Welt zeigen wollte, die ihr offensteht. Aufs Vortrefflichste gelungen! Unbedingt lesens- und vor allem auch vorlesenswert.​